Das Buch deckt auf: „Nie wieder 2015“ ist ein strategisches Narrativ, das die europäische Abschottungspolitik stützt. Folglich sind Botschaften der nationalen Bedrohung durch Geflüchtete konstruiert worden, etwa das drohende Staatsversagen, die Belastungsgrenze oder der „uns“ bedrohende „arabische Mann“, die bis heute als „Wahrheit“ im kollektiven Gedächtnis ruhen. Das Buch will dieses Narrativ re- und dekonstruieren und im Epilog anzeigen, warum für Geflüchtete aus der Ukraine dieses Narrativ nicht greift.
Insofern bietet dieses Buch einen aufklärerischen Beitrag zum Diskurs über Geflüchtete, der nachzeichnet, wie dieser die Wirklichkeit von Geflüchteten weder zur Sprache noch zur Geltung gebracht hat. Sich angesichts von mehr als 85 Millionen Menschen auf der Flucht diesem Diskurs neu zu stellen, ihn anders und „wahrhaftiger“ zu führen und die Brutalität der europäischen Abschottungspolitik kritisch zu hinterfragen, ist ein Impuls, den dieses Buch verfolgt.
Was vermittelt werden soll: Wie Diskurse eine Wirklichkeit konstruieren, die simplifizierend und stereotypisierend machtpolitische Strategien zur Realisierung verhilft. Das Buch enthält Gegengeschichten, etwa: Die Akteurinnen und Akteure der Flüchtlingshilfe waren nie „naiv“, sondern durchaus politisch. Der „arabische Mann“, der vermeintlich enthemmte und frauenverachtende Eigenschaften hat, ist ein Konstrukt, das der Verschärfung des Aufenthaltsrechts gedient hat. Das Buch deckt diese Mechanismen diskursiver „Erfindungen“ auf.
Es gibt viele Menschen, etwa aus dem Bereich der Flüchtlingshilfebewegung, die frustriert, erschrocken oder empört sind über die Politik der Abschottung. Ihre Unterstützung von Geflüchteten bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche, bei Behördengängen oder bei Rechtsverfahren schreibt ganz andere Gegengeschichten zu der Frage, wer diese geflüchteten Menschen sind. Das Buch möchte wissenschaftlich vergewissern, dass diese Kraft der Humanität, diese „Revolution für das Leben“ anderer Menschen dringend weiterverfolgt werden soll.